kraeuterfreak hat geschrieben:
Ich hatte verbaut:
2x Carpower Raptor-15 MK2 im Kofferraum, gegen hinten gerichtet in geschlossenem selbstgebautem Gehäuse. 16Hz-86Hz mit Anhebung auf 39Hz
12x Rainbow SL-W6 Pro, je 2 pro Türe, 2 im Kofferraum schräg nach vorne oben gerichtet, 2 in den Armaturen gegen die Frontscheibe hoch strahlend. 80Hz - 2kHz
8x Carpower DT-284S, alle am Himmel links/rechts von jedem wichtigen Sitzplatz, auf den Hörer gerichtet.
Monoblöcke: Carpower D-Rex/2000
4-Kanäler: Syntex 4/300
Hast Du die 152 dB maximalen Schalldruck im selbstgebautem, geschlossenem Gehäuse erreicht? Wenn ja, wie und mit welchem System gemessen? Es ziemlich unwahrscheinlich, einen einigermaßen hohen Schalldruckpegel im geschlossenem Gehäuse zu erreichen, vor allem mit einem Raptor, welcher förmlich nach Bassreflex ruft. Trennen sollte man einen Woofer dieser Größe bei spätestens 63 Hz / 12dB oder steiler, alles darüber hinaus ist kontraproduktiv, da ein 15"er nicht als Tiefmitteltöner gedacht ist. Auch eine Trennung bei 50 Hz ist ok, es entsteht kein akustisches "Loch", es ist ja nicht so, daß alles über 50 Hz "weg" ist, alles über 50 Hz wird mit 12dB pro Oktave ausgeblendet. Wenn zwölf 16er mit einer Trennung von 80 Hz Hochpass laufen, spielen sie eine Oktave tiefer, also bei 40 Hz mit minus 12 dB. Woofer und Tiefmitteltöner treffen sich irgendwo in der Mitte, der Schalldruck addiert sich dort und schon ist alles wieder ok.
Dann die Anordnung der Tiefmitteltöner und Hochtöner. Man ist ja förmlich umgeben von Lautsprechern und badet im Sound. In den vorderen Türen verbaut machen sie ja noch Sinn, im Armaturenbrett gegen die Frontscheibe strahlend kann ich die Reflexionen im oberen Mitteltonbereich förmlich sehen, im Kofferraum schräg nach vorne oben gerichtet ziehen sie das gesamte Klangbild nach hinten, Frontstaging ade. Ziel einer natürlichen Musikwiedergabe ist es, die Akustik in einem Konzertsaal zu imitieren. Das Klanggeschehen sollte auf Augenhöhe vor dem Hörer stattfinden, wie in einem Konzertsaal. Kaum ein Konzert, wo die Sänger um oder gar hinter dem Hörer herumstehen. Alles vor dem Hörer! Gute Ortbarkeit definiert sich dadurch, daß man genau sagen kann, wo wer oder was steht: Zum Beispiel Sänger in der Mitte, Schlagzeug dahinter, weitere Instrumente links oder rechts davon. Links/Rechts Ortbarkeit ist hierbei nicht gemeint, sondern wie breit und wie tief die Bühne ist, ist die Schwierigkeit in der Darstellung des Frontstaging. Hierzu wird jeder Lautsprecher auf einen Sitz eingestellt, in der Regel den Fahrersitz. Da alle Lautsprecher unterschiedlich weit verbaut sind und damit unterschiedliche Laufzeiten zum Ohr haben, werden sie virtuell weggerückt, in dem man sie zeitlich verzögert. Erst spielen die am weitesten entfernten Lautsprecher (normalerweise die Woofer im Heck), dann die Lautsprecher der Beifahrerseite, dann die der Fahrerseite. So gelangt alles zeitgleich und zeitrichtig zum Hörer. Bei einem System bestehend aus Hochtönern, Tiefmitteltönern und Woofer braucht man also schon mal mindestens 5 Laufzeitkanäle. Stimmt eine Einstellung nicht, ist alles für die Katz.
Nächstes Problem ist, daß die Lautsprecher alle auf unterschiedliche Volumen spielen und somit unterschiedlich klingen. Um ein ausgewogenes System zu bauen, muß jeder Lautsprecher die gleichen Arbeitsbedingungen haben.
Dazu Hochtöner im Dachhimmel, für vier Sitzplätze jeweils 2. Man versucht ja im Hifibereich, möglichst eine Punktschallquelle zu erreichen, daher nutzt man z.B. Breitbänder oder auch die Koaxialbauweise. Alle soll gut ortbar von einer Quelle kommen. Mit der von Dir genannten Anordnung ist man denkbar weit davon entfernt. Tiefmitteltöner unten und Hochtöner maxmal weit verbaut (im Dachhimmel). Der Klang wird mit der Zeit anstrengend, da das Gehirn die einzelnen Klangquellen (Hochtongepiepse und Tiefmitteltönergegrummel) erst einmal addieren muß um daraus Musik zu machen. Daher Hochtöner und Tiefmitteltöner immer möglichst dicht zusammen verbauen, siehe dazu Thema Punktschallquelle oder auch d'Appolito Anordnung (Google).
kraeuterfreak hat geschrieben:
Aber der Klang war auch in kleinen Lautstärken ausgewogen und bezaubernd.
Die Bowers & Wilkins Referenz-CD ist meist gnadenlos und man hat selbst das Saitenzupfen des Kontrabasses gehört (das metallische Geräusch Fingernagel-Saite)
Sicherlich "klingen" diverse Demo CDs bezaubernd. Aber es geht bei denem nicht nur um Klang, sondern auch um Tonalität und Ortbarkeit. Klingen die Instrumente naturgetreu? Dazu muß man den Vergleich mit einer Live Session Jazz, Klassik oder sonstwas suchen. Ortbarkeit: Mit gechlossenen Augen muß man jederzeit auf einen Kontrabass zeigen können, 2 Meter hinter und 3 Meter rechts vom Sänger. Und das geht nur mit perfekt eingestellter Laufzeitkorrektur, vernünftig eingestellem parametrischem/grafischem EQ und exakt eingestellter Pegel der einzelnen Lautsprecher hin. Bei sovielen falsch eingebauten Lautsprechern ist das kaum machbar. Wenn ich auf dem Fahrersitz links einen und rechts drei Hochtöner von mir habe, zieht es das gesamte Klangbild nach rechts und die Bühne fällt nach links ab. Hier ist auch der Einsatz einer Laufzeitkorrektur unmöglich.
Manchmal ist weniger einfach mehr.
Zum Thema Clipping und zuviel Leistung an einem Lautsprecher:
Kaum ein Lautsprecher geht durch zuviel Leistung kaputt, lassen wir mal den dB Drag Bereich aussen vor.
Lautsprecher verbrennen, wenn der Verstärker seine Leistungsgrenze erreicht und die Sinuskurve "abgeschnitten" wird. Dann bekommt der Lautsprecher Gleichstrom von der Endstufe eingespeist, was tödlich für die Schwingspule ist. Zuviel Leistung hingegen gibt es nicht wirklich, der Lautsprecher bekommt in jeder Lebenslage sauber und souverän Leistung zugeführt. Erreicht der Lautsprecher seine Grenze, kündigt sich das durch ein Anschlagen der Membran an. Dieses Klappern dürfte eher selten zu hören sein. Denn "zuviel" Leistung muß erstmal erzeugt werden. Alleine eine fette Endstufe zu besitzen reicht nicht, die Stromversorgung muß auch da sein. Auch Digitalendstufen ziehen einige 100 Ampere.
Frank